Eigentlich mögen wir Städte nicht so gern, schon gar nicht afrikanische, aber Port Elizabeth lässt uns irgendwie nicht los. August ist heil angekommen, jetzt heißt es einkaufen, denn wir mussten unseren Lkw ohne Lebensmittel, Reinigungsmittel, Medikamente, brennbare Stoffe bzw. Gefahrengüter (Öle, Schmiermittel, Lacke, Kleber, Bremsenreiniger etc.) verschiffen. Mittlerweile kennen wir alle Outdoor- und Campinggeschäfte, Bau- und Supermärkte in P.E. Unglaublich, was man alles braucht bzw. neu kaufen muss! Unmengen wandern ins Innere unseres Fahrzeuges, die Kreditkarten glühen! Zum Verstauen haben wir keine Zeit, denn wir sind gleich mal zum Braii (Grillerei) eingeladen und am folgenden Tag auch und danach schon wieder. Die Südafrikaner sind extrem gastfreundlich, interessiert an unserer Reise und lieben es, Berge von Fleisch auf den Grill zu werfen.
Bevor wir beginnen Wurzeln zu schlagen, fahren wir in den Addo Nationalpark – zu meinen Lieblingstieren: den Elefanten. Ganz aufgeregt sind wir, als wir die ersten Elefanten im dichten Busch sichten, mein Herz schlägt höher, ich grinse von einem Ohr zum anderen. In den folgenden Tagen sehen wir die Dickhäuter nicht nur versteckt im Busch, sondern einfach überall: Bei den Wasserlöchern, auf der Piste und ganz knapp neben uns.
Eine Woche sind wir erst mit August unterwegs und schon die erste Panne! Das gibt es doch nicht. Die Schaltwelle vom Verteilergetriebe ist so verbogen, dass unser Lkw keinen Allradantrieb mehr hat.
Noch einmal geht es zurück nach Port Elizabeth, die (vorläufig) letzten Einkäufe stehen bevor. Lust haben wir keine mehr, aber es muss sein. Im Baumarkt lernen wir Chris kennen und schon wird aus dem beabsichtigten eintägigen Aufenthalt in der Stadt eine halbe Woche. Wir nehmen uns Zeit und verstauen alle Einkäufe und erledigen die Arbeiten, die in Österreich liegen geblieben sind.
Jetzt aber! Endlich los! Über Cape St. Francis, wo wir im kühlen Meer planschen, und das Baavianskloof-Naturreservat (traumhafte Schluchten) geht’s in die Karoo, eine semiaride Landschaft, wo die Temperaturen nochmals ordentlich empor klettern. Wir bleiben im Landesinneren, die Vegetation wird üppiger je weiter wir nach Westen kommen, die ersten Obstplantagen und Weingärten tauchen auf. Wir naschen die letzten Pfirsiche und Weintrauben und die ersten Äpfel und Birnen der Saison.
Mitte März haben wir einen Termin, wir sind mit Verena und Wolfi, unseren österreichischen Freunden verabredet. Treffpunkt ist das Boschendal Weingut, eines der exquisitesten Südafrikas. Keine schlechte Wahl! Zu unserer Überraschung treffen wir dort auch Franz und Manuela aus Österreich, die von Namibia eingereist sind. Yvonne und René aus Deutschland, die wir in P.E. kennengelernt haben, stoßen auch noch dazu. Was für ein Fest!
Die darauffolgende Woche steht ganz im Zeichen von Bewegung und Genuss: Mit dem Fahrrad erkunden wir die Weingüter rund um Paarl, manchmal schaffen wir sogar drei am Tag!
Auf der Kap Halbinsel tauschen wir das Rad gegen die Wanderschuhe, rauf auf den Tafelberg und runter zum Kap der Guten Hoffnung. Und schon ist wieder eine Woche vorbei. Nachdem die Schuhe nun gut eingegangen sind, fahren wir gleich weiter in die Cederberge. Es gefällt uns auf Anhieb hier, aber auch vielen Südafrikanern, die gerade Osterferien haben. Die Berge sind für alle da, aber die längeren oder anspruchsvolleren Touren sind ohnehin nicht überlaufen. Schließlich landen wir auf der Jamaka-Farm. Der Campingplatz erstreckt sich über 2 km am Fluss mit vielen Bäumen, aufgestauten Becken und Wanderwegen. Eine richtige Oase und zudem ist gerade Mangoernte! Kiloweise futtern wir die Biofrüchte und nehmen noch getrocknete mit! Jeder Aufenthalt auf Campingplätzen bedeutet aber auch Arbeit für uns: Wäsche waschen, Reinigungsarbeiten, Brot backen, Computerarbeit, Service- und Reparaturarbeiten. Es geht wieder um die Schaltwelle. Peter hat sie gerade gebogen, doch leider geht sie beim Einbau zu Bruch. Sehr ungünstig! Denn schweißen kann man dieses Material nicht und Ersatz gibt es nur in Deutschland oder in unserer Werkstatt zu Hause. Peter findet eine Lösung – ein Provisorium: Wir können nun manuell in den Allrad schalten, dazu müssen wir uns allerdings unter unser Fahrzeug legen. Immerhin!
Nach dem Idyll der Cederberge holt uns die Realität vor der nächsten Stadt wieder ein: Townships, Müll, Menschen ohne Perspektiven und mit Alkoholproblemen. Diese Gegensätze! Damit kann ich immer noch schwer umgehen.
In 3 Wochen läuft unser Visum ab, ich möchte noch gerne in den Kgalagadi Transfrontier Park und dann nach Namibia ausreisen. Peter gibt nach. Endlos lange Weidezäunen begleiten uns durch die flache Provinz Northern Cape bis nach Upington und weiter zum Nationalpark. Obwohl Hauptsaison ist und wir keine Reservierungen haben, bekommen wir dennoch freie Plätze auf den Campingplätzen. Die nächsten 1 1/2 Wochen sind anstrengend. Der Wecker läutet jeden Morgen um 5:30 Uhr, wir sind so ziemlich die ersten im Park und die letzten, die wieder ins Camp kommen. Unsere Augen schmerzen vom Ausschau halten, aber es lohnt sich. Wir beobachten Erdhörnchen, Oryx- und Kuhantilopen, Gnus, Giraffen, Springböcke und Fuchsmangusten. Bei jeder noch so kleinen Bewegung bleiben wir stehen, lauschen, halten den Atem an, strengen unsere Augen an. Wir sehen ein Eulenpaar im Baum und dann Löwen und Geparden! Wie aufregend!!
Wie so oft ändern wir unsere Pläne. Anstatt nach Namibia zu reisen, beschließen wir kurzerhand nach Botswana zu fahren, so können wir noch länger im Kgalagadi Transfrontier Park bleiben.