Zügig fahren wir nach Dakhla, denn wir werden erwartet. Unsere Freunde, Verena und Wolfi, die nach Mauretanien unterwegs sind, parken am Strand und freuen sich nicht nur auf uns, sondern auch auf die mitgebrachten Einkäufe. Das Warenangebot in Marokko ist umwerfend, vor allem wenn man aus Mauretanien kommt. Die Stadt des Windes macht ihrem Namen alle Ehre, es ist ein kalter Wind, der von Norden kommt und keine Lust auf Schwimmen bei uns hervorruft. Dennoch schmeißt sich Peter mit seinem Surfboard, das er normalerweise als Sandblech benutzt, in die kalten Fluten. Er bleibt gerade lange genug drauf, um an den Portugiesischen Galeeren, den blauen Quallen, vorbeizukommen. Nach einer äußerst netten Woche verabschieden wir uns von unseren Freunden, wir sind uns sicher, einander irgendwo und irgendwann in Afrika wieder zu treffen.
Irgendwie fühlt es sich komisch an, wieder in Marokko zu sein, es will keine rechte Freude bei uns aufkommen. Irgendetwas fehlt. Oder haben wir im Kopf mit der Reise schon abgeschlos-sen, weil wir auf dem Heimweg sind? Erst 1.200 km später in Tafraoute im Antiatlas flammt unsere Begeisterung für dieses Land wieder auf. Wir lieben die Berge und die Menschen hier, genießen die Bewegung in kühler Luft, treffen nette Overlander, essen köstliche Mandeln und das daraus gewonnene Amlou (Mandelmus) und beobachten Wildschweinrotten in der Nacht.
Wir durchfahren die fruchtbare Souss-Ebene, landen kurzfristig im Sommer. Die Temperatu-ren in der sehr sympathischen Stadt Taroudannt sind ein Traum, an jeder Ecke locken Leckereien, es gibt Obst und Gemüse im Überfluss, sogar Pfirsiche sind schon reif! Unsere Tage in Marokko sind allerdings gezählt, über den Tizi-n-Test queren wir den Hohen Atlas, statten Marrakesch einen kurzen Besuch ab und begeben uns über Casablanca nach Tanger.
Nachdem die Fährpreise nach Italien enorm gestiegen sind, entscheiden wir uns auf dem Landweg nach Österreich zu fahren. Unseren ersten Plan, Portugal zu besuchen, verwerfen wir aufgrund der Wetterprognose. Quer durch Spanien wollen wir fahren, da sind wir beide noch nie gewesen. Andalusien, Kastilien-La Mancha, Aragon, Katalonien. In Spanien herrscht Aus-nahmezustand, es ist die Semana Santa, die heilige Osterwoche, die von Prozessionen und geschlossenen Geschäften dominiert wird. Große Menschenmengen folgen den überlebens-großen Statuen der Hl. Maria und des Jesus, die von Bruderschaften getragen werden – im Gleichschritt zur Trommelmusik. Es ist fast unheimlich, wie ernst die Leute, auch die Kinder, bei der Sache sind. Auf der Finca bei Maya und Paul, einem holländischen Paar, das wir damals in Indien kennengelernt haben, bekommen wir vom Rest der Semana Santa nichts mehr mit. Der zukünftige Campingplatz unserer Freunde liegt ruhig und idyllisch in terrassierten Oliven- und Mandelgärten. Ideal, um auszuspannen.
Unser ständiger Begleiter bis nach Hause ist eine Schlechtwetterfront. Meist Temperaturen im einstelligen Bereich und Regen, das beschleunigt unsere Fahrt. Bei Schneefall reisen wir über die Pyrenäen, genießen ein paar Sonnenfenster in der Provence und Piemont und kommen erneut bei Schneefall in Österreich an. Gut, dass wir in Marokko noch Wollhauben eingekauft haben.
August hat sich wacker geschlagen, 13.300 km sind wir diesmal unterwegs gewesen, mehr als uns lieb war. Nun hat sich unser Hauber ein großes Service verdient, bevor wir im Herbst wieder starten.