Noch im letzten Beitrag habe ich geschrieben, Corona sei ganz weit weg. Diese Aussage muss ich Anfang November allerdings revidieren, denn ab 7.11. 2020 wird in ganz Griechenland ein Lockdown verhängt. Ausgangssperre in der Nacht, am Tage nur mit speziellem Formular einkaufen, zum Arzt, in die Apotheke, zur Bank und zum Sport im Freien, Maskenpflicht und Sicherheitsabstand. Alle Restaurants und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Keine überregionalen Fahrten. Was heißt das nun für uns?? Das weiß keiner so genau.
Wir beschließen nach Elaia, einem Naturschutzgebiet in Messenien auf dem westlichsten Finger des Peloponnes zu fahren. Hier gibt es Trinkwasser, Duschen und Abfallentsorgung. Jeden Morgen kommt der Bäcker, die nächste Einkaufsgelegenheit ist nur ein paar Kilometer entfernt. Diese Idee hatten auch andere Reisenden, insgesamt parken auf dem 4 km langen Strandabschnitt 165 (!) Fahrzeuge!!
Der Lockdown wird verlängert. Das klingt furchtbar, ist es aber nicht. Wir fühlen uns ehrlich gesagt gar nicht so eingeschränkt und langweilig ist uns auch noch nicht. Was machen wir denn die ganze Zeit? Gemütlich frühstücken, spazieren gehen, schwimmen, Yoga, radfahren, laufen und mit anderen Reisenden tratschen. Wäsche waschen, Wasser holen, einkaufen und sich ein bisschen ums Fahrzeug kümmern.
Die Stimmung hier ist anfangs sehr entspannt gewesen, doch mittlerweile hat eine Veränderung stattgefunden. Seit Mitte November kommt regelmäßig die Polizei und nimmt willkürlich ein paar Fahrer mit auf die Polizeistation. Dort werden die Personalien aufgenommen, und schließlich erfahren die Touristen auch, warum sie eigentlich hier sind: Verstoß gegen das Campingverbot. Tatsache ist, dass in Griechenland wildes Campen nicht erlaubt ist. Genauso wie nackt baden. Kennt man die griechische Mentalität, so weiß man, dass diese Verbote nicht so ernst genommen werden.
Manche Reisende fühlen sich auch in ihrer Freiheit eingeschränkt, weil sie sich nicht frei bewegen können, weil sie immer Maske tragen müssen – auch das schlägt sich aufs Gemüt. Und für manche ist ein großer Traum zerplatzt. Der Traum der großen Reise, für den man jahrelang gespart und daraufhin gearbeitet hat. Das ist bitter, dennoch: Wir sind in Griechenland, das Meer glitzert und die Sonne lacht, wir sind gesund, wir dürfen ein bisschen reisen und wir haben Zeit. Also kein Grund, um zu raunzen!
Bevor die betrübte Stimmung auf uns abfärbt, reisen wir weiter. Ganze 7 km! Ein herrlicher Sandstrand mit netten Nachbarn: Claudia und Uwe aus Nordfriesland. Claudia ist – so wie ich – bewegungshungrig. Sie bringt mir die Grundzüge des Surfens bei und beschert mir durch diverse Yoga- und Gymnastikeinheiten herrliche Muskelkater. Bleiben wollten wir eine Nacht, geworden sind es 12. Das lieben wir am Reisen!
Und wieder wird der Lockdown verlängert, wir haben ja gar nichts anderes erwartet. Am Peloponnes sind wir aber gut aufgehoben, es ist wenig los, die Stimmung ist nach wie vor entspannt, die Coronazahlen niedrig. Die Kontakte mit den Griechen beschränken sich aufs Einkaufen, eigentlich schade, denn wir finden die Griechen sehr sympathisch. Der erste Schnee im Gebirge ist gefallen und Weihnachten steht vor der Tür. Was wir uns wünschen? Das ist angesichts des Corona-Wahns leicht: Eine Entschärfung der Lage, dass die Menschen achtsamer werden und begreifen, was im Leben wirklich wichtig ist, dass sie gelassener werden, entschleunigter und vielleicht sogar einen Schritt zurückgehen.
Die letzten Zeilen lassen mich ganz stark an die Griechen denken, ich glaube, dass man von ihnen so einiges lernen kann. Auch dafür könnten wir die Zeit des Lockdowns nutzen. Wir wünschen euch alles Gute für das Jahr 2021, auf das es ein besseres wird! Kopf hoch, ihr Lieben, denn sonst könnt ihr die Sterne nicht sehen!