Marokko 2018
Diesmal hat unsere Reise anders begonnen. Damit meinen wir allerdings nicht, dass wir entspannt losgefahren sind. Langsam glauben wir, das ist generell ein Ding der Unmöglichkeit – zumindest für uns. Die letzten Winter haben unserem Reisewagen ordentlich zugesetzt: Rost, Rost und noch mehr Rost. Dank so mancher Nachtschicht schaffen wir aber dennoch rechtzeitig den Absprung zur Fähre – mit neu lackierten Türen, anderen Achsen, einem anderen Verteilergetriebe, einer neuen Staubox und vielen neuen Blechteilen. Im Hafen von Genua treffen wir unsere Freunde Anita und Andi mit ihrem VW T3. Die nächsten Wochen wollen wir mehr oder weniger gemeinsam verbringen.
Der Regen treibt uns von der Mittelmeerküste schnell Richtung Süden: nach Marrakesch, weiter zur Straße der Kasbahs und ins Draa-Tal. In M’hamid ist der Asphalt zu Ende, die Oase liegt m Rande der Sahara. Die Wüste begrüßt uns dieses Jahr in einem grünen Kleid. Durch die starken Regenfälle im Herbst steht der Rucola kniehoch mit wunderbar duftenden gelben Blüten. Zarte weiße Blumen zieren den Boden, große Flächen sind mit Gras und Büschen bedeckt. Ein Festmahl für Kamele, Ziegen, Schafe und die kleinen Wüstenbewohner.
Die Sahara eröffnet uns ihr ganzes Repertoire: sonnige, heiße Tage und kalte, sternenklare Nächte; absolut windstille Zeiten und Sandstürme; grüne Flusstäler und karge, trockene Sandberge; gleißendes Tageslicht und warme, weiche Sonnenstrahlen, die die Dünen morgens und abends in ein sattes Orange und den Himmel in ein kräftiges Pink tauchen. Die Sterne sind zum Greifen nahe und in einer Nacht regnet es förmlich Sternschnuppen auf uns herab. Was soll man sich da bloß alles wünschen?
Eine unserer Lieblingsgegenden in Marokko ist der Antiatlas, genauer gesagt die Umgebung von Tafraoute. Eine wunderschöne Gebirgslandschaft mit spektakulären Felsformationen. Große Granitblöcke liegen verstreut auf der Erde als hätte man sie vom Himmel geworfen. Ein Paradies zum Wandern, man braucht nur den Pfaden der Hirten folgen oder sich selbst einen Weg über Felsplatten und Steine suchen. Auf den Arganbäumen sehen wir hellgrüne Nüsse und auf den Mandelbäumen die ersten zarten rosaroten Blüten. Wir scheuchen Gazellen auf als wir ins Ammelntal spazieren und bewundern das beschauliche Leben in den kleinen Dörfern, die sich an die Berghänge schmiegen. Abends glühen die Berge in einem dunklen Rot, ähnlich der Farbe der Häuser, nur die üppigen Oasengärten mit Dattelpalmen, Oliven-, Feigen- und Granatapfelbäumen stehen im grünen Kontrast dazu.
Anita und Andi verlassen uns, sie machen sich auf den Weg zur Fähre zurück nach Europa. Jetzt sind wir nur mehr zu dritt unterwegs. Mit Franz feiern wir an einem einsamen Strand Weihnachten. Er ist ein Gourmet und begnadeter Esser, unser Weihnachtsmenü kann sich sehen lassen: Datteln im Speckmantel zur Vorspeise, T-Bone Steaks mit Ratatouille und Avocadocreme als Hauptgang, und als Nachspeise gibt es gegrillte Bananen mit Schokolade gefüllt, quasi Schokobananen. Zum Sauvignon Blanc serviert Franz noch Vanillekipferl und Lebkuchen. Mit vollen Bäuchen fackeln wir den selbstgebauten Christbaum ab und fallen danach ins Bett. Frohe Weihnacht!
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und auch langsam unsere Zeit in Marokko. Wir sind nach Süden unterwegs, Richtung Mauretanien und freuen uns schon wahnsinnig auf das einsame Wüstenland.
Euch allen wünschen wir von ganzem Herzen alles Gute für das Neue Jahr, möge es nach eurem Geschmack werden. Auf dass sich viele Wünsche erfüllen und neue hinzukommen. Genießt das Leben in vollen Zügen, atmet es ein und bewahrt euch die schönen Momente.