Es ist nie zu spät für … den Führerschein!
Jahrelang habe ich mich davor gedrückt, den Lkw-Führerschein zu machen. Viel zu teuer und außerdem brauche ich ihn nicht wirklich. Ich nehme lieber Platz auf dem Beifahrersitz, navigiere und genieße die Landschaft. Peters Rückenprobleme und nicht zuletzt seine Bandscheibenoperation haben das Thema im Jahre 2017 aber wieder in den Vordergrund gerückt. Er durfte 6 Wochen gar nicht Auto fahren, nicht auszudenken, wenn das auf einer Reise passieren würde. Also habe ich mich gleich bei der Fahrschule angemeldet, damit es kein ZURÜCK mehr gibt. In den Kursen war ich die „Oma“, außer mir waren noch 3 sehr junge Burschen. Die Theorieprüfung war kein Problem, die Fahrstunden allerdings ein anderes Kapitel. Die Dimension des Lkw ist eine Sache, die Verkehrsregeln eine andere. Da wurde mir erst bewusst, welch eigenen Fahrstil ich mir in den vergangenen Jahrzehnten angeeignet hatte. Jetzt hieß es: Fahren nach Vorschrift. Nicht einfach, das kann ich euch sagen.
Den Termin für die Fahrprüfung habe ich so gelegt, dass ich – sollte ich sie nicht schaffen – eine Woche später nochmals antreten und dann mit dem neuen Führerschein die Fähre nach Marokko nehmen könnte. Bekanntlich schläft der Teufel nicht und so bin ich bei der Fahrprüfung tatsächlich durchgefallen. Grund war ein Fußgängerübergang-Verkehrszeichen, das plötzlich vor den rechten Außenspiegel gesprungen ist. Ich bin vielleicht erschrocken! Mein Lachanfall war wahrscheinlich für die Prüfungsfahrt auch nicht förderlich. Der Fahrlehrer hat den Spiegel wieder in Position gebracht und die Fahrt ging wider Erwarten weiter, obwohl ich mich zum Prüfer umdrehte und sagte: „Auweh, das war es jetzt wohl.“
Die restliche Fahrt war für mich sehr entspannt, weil ich dachte, dass es sowieso schon gelaufen wäre. „Was soll’s, dann trete ich eben in einer Woche nochmals an“, dachte ich mir. Zurück am Übungsparkplatz teilte mir der Prüfer mit, dass er mir den Führerschein aufgrund der touchierten Verkehrstafel nicht ausstellen könnte. Jetzt musste ich rasch handeln. Ich zeigte mich einsichtig, dass es natürlich ein Fehler gewesen sei, aber ansonsten war die Fahrt doch in Ordnung gewesen. Als Fahrschüler bin ich nun mal kein Profi. Meine Bemühungen fruchteten nicht, er ließ mich durchfallen.
Nun, dann muss ich wohl nächste Woche nochmals antreten.
„Das geht nicht“, sagten Prüfer und Fahrlehrer unisono. „Wie bitte??“ Laut Gesetz darf man erst nach zwei Wochen erneut die Prüfung absolvieren. „Aber das geht nicht! Da bin ich schon unterwegs nach Marokko. Demnach brauche ich den Führerschein jetzt!“, rief ich und schaute erwartungsvoll zum Prüfer. „Es tut mir leid, …“, begann dieser. „Ich verspreche Ihnen, ich werde die nächsten Monate nur in Marokko fahren!“, unterbrach ich ihn. Ich begann zu verhandeln wie beim Einkauf im Basar, aber es half alles nichts. Die Fähre zu verschieben war keine Option, also musste Peter alleine losfahren. Ich trat am 7. Dezember 2017 nochmals zur Prüfung an – diesmal erfolgreich – und nahm den Nachtzug nach Italien. Seitdem nennt mich Peter „Queen of the road“.
Puuh! Es ist nie zu spät für Herausforderungen oder Neuerungen, aber ein zweites Mal mache ich den Lkw-Schein nicht mehr!